Kleinhirn mischt bei unseren Gefühlen mit

Experiment enthüllt zuvor unerkannte Funktion des menschlichen Cerebellums

Von wegen nur Motorik: Unser Kleinhirn erweist sich immer mehr als multifunktionales Kontrollzentrum unseres Gehirns. Jetzt haben Forschende entdeckt, dass das Cerebellum auch eine wichtige Rolle beim Abspeichern und Abrufen emotionaler Erinnerungen spielt. Demnach arbeitet das Kleinhirn bei diesen Prozessen eng mit dem Gedächtniszentrum im Hippocampus und dem emotionsverarbeitenden Mandelkern zusammen, wie funktionelle Verknüpfungen belegen.

Lange galt unser Kleinhirn nur als Zentrale für die Bewegungssteuerung. Doch inzwischen ist klar, dass dieses rundliche, stark gefurchte Gebilde an der hinteren Schädelbasis auch an vielen höheren Hirnfunktionen beteiligt ist – von der Aufmerksamkeit über Entscheidungsprozesse bis zur Kontrolle unseres Appetits. Für einige dieser Prozesse scheint das Cerebellum als eine Art Qualitätskontrolle zu dienen. Zudem speichert es Informationen auf eine besonders effiziente Weise.
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Link zum Artikel bei Scinexx

Neue Funktion des Kleinhirns entdeckt

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Sowohl an positive als auch an negative Bilder erinnerten sich die Studienteilnehmenden in einem späteren Gedächtnistest viel besser als an neutrale Bilder. Das verbesserte Abspeichern von emotionalen Bildern war mit einer erhöhten Hirnaktivität in den bereits bekannten Bereichen des Grosshirns verbunden. Zusätzlich identifizierten das Forschungsteam eine starke Aktivierung im Kleinhirn.

Das Kleinhirn im Austausch mit dem Grosshirn
Die Forschenden konnten ausserdem zeigen, dass das Kleinhirn während der verbesserten Abspeicherung der emotionalen Bilder mit diversen Bereichen des Grosshirns verstärkt kommuniziert. Dabei empfängt es Informationen vom Gyrus Cinguli, einer Hirnregion, die wichtig für die Wahrnehmung und Bewertung von Gefühlen ist. Ferner sendet das Kleinhirn Signale an verschiedene Hirnregionen, unter anderem zur Amygdala und zum Hippocampus. Letzterer spielt bei der Gedächtnisabspeicherung eine zentrale Rolle.
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’Die vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Kleinhirn ein integraler Bestandteil eines Netzwerks ist, welches für die verbesserte Abspeicherung emotionaler Informationen verantwortlich ist’, so de Quervain. Obwohl ein verbessertes Gedächtnis für emotionale Erfahrungen einen lebenswichtigen Mechanismus darstellt, hat dieser auch Schattenseiten: Im Falle sehr negativer Erlebnisse kann er wiederkehrende Angstzustände begünstigen. Daher könnten die nun veröffentlichten Erkenntnisse ebenfalls für das Verständnis psychiatrischer Krankheitsbilder wie der posttraumatischen Belastungsstörung von Bedeutung sein.

Link zum Artikel bei myscience.ch

These findings expand knowledge on the role of the cerebellum in complex cognitive and emotional processes and may be relevant for the understanding of psychiatric disorders with aberrant emotional circuitry, such as posttraumatic stress disorder or autism spectrum disorder.
Link zur Studie

Lokationen:
https://www.pnas.org/cms/10.1073/pnas.22...900119fig01.jpg

Diagramm der angenommenen "Verbindungsstärken" im Gehirn (in diesem Experiment):
https://www.pnas.org/cms/10.1073/pnas.22...900119fig02.jpg

Gerne, freut mich wenn es jemand interessiert!

Aus einer anderen, interessanten Studie, ist die Karte des Kleinhirns (aufgeschnitten und aufgeklappt vorgestellt zur Visualisierung).:



Natürlich sind das hier nur diese Seiten der "Verbindungen" sozusagen, wenn man das auf die Studie hier überträgt, also es ist nicht alleine bzw ausschließlich das Kleinhirn dass diese Funktionen hat, bzw bedeutet es das nicht.

Wen das interessiert, Definitionen einiger Begriffe auf deutsch übersetzt teilweise (alles laut google):

Intereference resolution:
Interferenzauflösung bezieht sich auf kognitive Kontrollprozesse, die es einem ermöglichen, sich auf aufgabenbezogene Informationen zu konzentrieren, während nicht verwandte Informationen herausgefiltert werden. Aber die genauen neuronalen Bereiche, die einer bestimmten kognitiven Aufgabe bei der Interferenzauflösung zugrunde liegen, sind immer noch nicht eindeutig.

Divided Attention:
Geteilte Aufmerksamkeit ist die Fähigkeit, mehr als eine Information gleichzeitig zu verarbeiten. Defizite in der geteilten Aufmerksamkeit sind auf eine eingeschränkte Kapazität für kognitive Prozesse nach SHT zurückzuführen. Wenn das System überlastet wird, können relevante Informationen übersehen werden.

Active maintenance:
Während eine Kernfunktion des Arbeitsgedächtnissystems (WM) die aktive Aufrechterhaltung (verhaltensrelevanter (sensorischer) Repräsentationen) ist, ist es auch entscheidend, dass ablenkende Reize angemessen ignoriert werden.

Verbal fluency:
Die Sprachflüssigkeit ist eine kognitive Funktion, die das Abrufen von Informationen aus dem Gedächtnis erleichtert. Erfolgreiches Abrufen erfordert die exekutive Kontrolle über kognitive Prozesse wie selektive Aufmerksamkeit, selektive Hemmung, mentales Set-Shifting, interne Reaktionserzeugung und Selbstüberwachung.

Emotion processing:
Emotionale Verarbeitung ist definiert als die Veränderung von Gedächtnisstrukturen, die Emotionen zugrunde liegen.

Visual working memory:
Das visuelle Arbeitsgedächtnis (VWM) ist eine kognitive Kernfunktion, bei der wir die Identität von Objekten wahrnehmen und erkennen, wo sich Objekte zu einem bestimmten Zeitpunkt im Raum befinden, um die Aufmerksamkeit zu fokussieren

Language processing:
Sprachverarbeitung bezieht sich auf die Art und Weise, wie Menschen Wörter verwenden, um Ideen und Gefühle zu kommunizieren, und wie diese Kommunikation verarbeitet und verstanden wird. Die Sprachverarbeitung gilt als eine einzigartige menschliche Fähigkeit, die nicht einmal bei den nächsten Primatenverwandten des Menschen mit dem gleichen grammatikalischen Verständnis oder der gleichen Systematik hervorgebracht wird.

Action observation:
Action Observation (AO) beinhaltet den dynamischen Prozess der Beobachtung zielgerichteter Handlungen mit der Absicht, diese Handlungen zu imitieren und dann zu üben

Autobiographical recall:
Das autobiografische Gedächtnis ist ein Gedächtnissystem, das aus Episoden besteht, die aus dem Leben einer Person erinnert werden, basierend auf einer Kombination aus episodischem (persönliche Erfahrungen und bestimmte Objekte, Personen und Ereignisse, die zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort erlebt wurden) und semantischem (allgemeines Wissen und Fakten über die Welt) Gedächtnis .

Nein eher in Bezug auf das Kleinhirn selbst , also dort wurde leider bei den entsprechenden Vorlesungen das Kleinhirn am Anfang mit den Worten "das hängt da so dran" vom Modell abgenommen, zur Seite gelegt und hatte keine wirkliche Erwähnung mehr.

Die erwähnten Modelle aber schon teilweise.

In der Einführung im ersten Modul wurden die höheren Funktionen auch als Annahme erwähnt..
Ich selbst habe ja diese Fehlbildung, teilweise auch verschiedene Probleme weshalb ich mich eben auch dafür interessiere.

M3a und M3b sind das, die ich letztes Semester hatte.
https://www.fernuni-hagen.de/KSW/portale...h_WiSe22-23.pdf

Hier noch ein weiterer Bericht
In keinem wird aber der Teil:
"These findings expand knowledge on the role of the cerebellum in complex cognitive and emotional processes and may be relevant for the understanding of psychiatric disorders with aberrant emotional circuitry, such as posttraumatic stress disorder or autism spectrum disorder."

vollständig wiedergegeben, Autismus wird da nicht erwähnt.

Hier noch ein Bericht aus der FAZ.

Hier ,bei deutschlandfunknova, gibt es sogar zwei kurze Artikel:
Kleinhirn hat viel mehr auf Lager als das Großhirn
und
Kleinhirn auch für Erinnerungen wichtig.