Lernstrategie

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13.03.2022 09:39
#1 Lernstrategie
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Es stellt sich bei meinen Sohn immer mehr heraus, dass er eine ähnliche Lernstrategie hat wie ich. Diese ist nicht vorteilhaft, da wir Lerninhalte, welche uns nicht "zufliegen" (RW) nur schwer erarbeiten können. Bei mir ist es eine unzureichende Konzentrationsfähigkeit und auch ein Widerstand von mir. Bei meinem Sohn ist es nur der Widerstand. Das betrifft auch Themen, welche uns interessieren, zumindest wenn es bei diesen Themen zu sehr ins Detail geht. Mein Sohn hat derzeit eine Sperre (RW) bei dem 1x1. Es erschließt sich ihm nicht, dass das auswendig lernen, eben dieses, für ihn eine große Erleichterung wäre. Die Anforderungen die diesbezüglich in der 2ten Klasse gestellt werden erfüllt er allemal. Er sagt, wozu auswendig lernen, ich kann es doch rechnen. Ihm fehlt die Erkenntnis, dass das die Basis für weiterführende Mathematik ist. Mir geht es ähnlich. Ich mag zum Beispiel keine ewig langen wissenschaftliche Texte, wo man im Abstract doch schon alles was wichtig ist lesen kann. Andererseits ist mir schon bewußt, dass, wenn ich nur das Abstract lese (ist das grammatikalisch richtig?), mir sehr wahrscheinlich Basiswissen, welches ich zu dem jeweiligen Thema brauche "verloren" geht, bzw. ich dieses Wissen nicht erlange. Bei mir habe ich es immer, selbstabwertend als Faulheit bezeichnet und es wurde mir von Aussen auch so vermittelt. Inzwischen sehe ich es differenzierter. Ein weiterer Aspekt ist, sowohl bei meinem Sohn, als auch bei mir, die Angst davor etwas falsches zu sagen. Bei meinem Sohn ist dieser Aspekt definitiv nicht von Aussen getriggert. Meine Befürchtung in Bezug auf meinen Sohn ist, dass er wie ich, unter seinen intellektuellen Möglichkeiten bleibt. Habt ihr eine Idee wie ich und meine Ex-Frau ihn ohne Druck, an eine Lernstrategie heranführen können, so dass er später nicht den Anschluss verliert? Er ist sehr gut in der Schule. Dort darf er übrigens auf einem Tablett schreiben und Diktate schreibt seine Schulbegleitung. Vllt. machen wir uns auch nur zuviel Gedanken
Danke fürs lesen

Das Leben ist zu komplex, um eine festgelegte Meinung zu haben.

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13.03.2022 23:10
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#2 RE: Lernstrategie
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Zitat von Watzlawick im Beitrag #1
Diese ist nicht vorteilhaft, da wir Lerninhalte, welche uns nicht "zufliegen" (RW) nur schwer erarbeiten können.

Bei mir ist das so. Ist das nicht bei den meisten ähnlich? Und die, die wirklich einfach alles auswendig lernen können ("brauch ich halt für den Schnitt fürs Medizinstudium") , die, finde ich, sind ein bisschen langweilig.
Zitat von Watzlawick im Beitrag #1
Bei mir ist es eine unzureichende Konzentrationsfähigkeit und auch ein Widerstand von mir. Bei meinem Sohn ist es nur der Widerstand.

Bei mir ist es so: Wo der Widerstand da ist, da fehlt dann in der Folge die Konzentrationsfähigkeit. Statt Widerstand würde ich übrigens fehlendes Interesse sagen.

Ist nur so ein Gedanke. Einen brauchbaren Tipp habe ich nicht.


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14.03.2022 06:59
#3 RE: Lernstrategie
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@Spiegel Auswendig lernen ist m.M.n. nicht nur langweilig, sondern ich bin auch der Meinung das sich gewisse Dinge einem nur "erschließen", wenn man sie sich durch eigenes denken erarbeitet. Hinterfragen ist sehr oft gut. Bei den Basics, z.B. in der Mathematik sehe ich es ein bißchen anders. Wobei es bei mir so ist, dass ich die Mathematik mehr mag als mein Sohn. Ihm liegt die deutsche Sprache mehr. Seine Deutschlehrerin möchte, dass er in diesem Fach, eine oder auch zwei Klassen höher am Unterricht teilnimmt. Ist aber nicht gut für ihn, da er sehr gut im Klassenverband integriert ist. Es ist ihm wichtig das er "Freunde" hat.

Das Leben ist zu komplex, um eine festgelegte Meinung zu haben.

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14.03.2022 07:52
avatar  Lia
#4 RE: Lernstrategie
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Lia
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@Watzlawick
Du schreibst, dass dein Sohn sehr gut in der Schule ist.
Ich erkenne da ehrlich gesagt kein Problem.


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14.03.2022 08:28
#5 RE: Lernstrategie
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@Lia Ich war auch gut in der Schule und mußte für nichts etwas tun, bzw. nur wenig. Meist war ich gelangweilt, da auf tiefer gehende Fragen vom Lehrkörper nicht eingegangen wurde (siehe Konfirmation). Das führte bei mir zu einem grundsätzlichem Desinteresse an dieser Institution. Ich war nicht in der Lage, den vom Lehrkörper vorgetragenen Stoff als gegeben hinzunehmen und einfach auswendig zu lernen (bin halt ein Klugscheißer). Das gleiche Problem sehe ich im Ansatz bei meinem Sohn. Ich weiß nicht, wie ich es besser formulieren soll. Bei mir spielte sehr viel Frust eine Rolle, da man nicht auf meine Fragen einging, was sich mir heute erschließt. Mein Sohn hat das Glück, dass er mit seiner Schulbegleitung öfter den Klassen-
raum verlassen kann. Trotz dessen, erschließt sich ihm nicht, warum er Dinge ständig wiederholen soll die er schon kann. Und das beim Nachteilsausgleich. Manche Dinge muss man halt einfach durch wiederholen trainieren und kann sich nicht auf seiner guten Auffassungsgabe "ausruhen". Das habe ich getan und bin unter meinen Möglichkeiten geblieben. Die suboptimale Kindheit meinerseits spielte sicher auch eine nicht unwesentliche Rolle.

Das Leben ist zu komplex, um eine festgelegte Meinung zu haben.

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14.03.2022 09:31
avatar  Spiegel
#6 RE: Lernstrategie
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Zitat von Watzlawick im Beitrag #5
Bei mir spielte sehr viel Frust eine Rolle, da man nicht auf meine Fragen einging, was sich mir heute erschließt.

@Watzlawick: Du hast Fragen gestellt und warst gefrustet, weil du keine / keine zufrieden stellenden Antworten gekriegt hast. Ich habe keine Fragen gestellt, weil ich das ganze System "Schule" einfach langweilig fand (und natürlich vielleicht auch, weil ich mich nicht getraut habe und auch heute noch lang überlege, bis ich in einer öffentlich Diskussion eine Frage stelle); zum Teil hatte ich dieses Gefühl von Langeweile selbst in den Fächern, die ich später studiert habe, nicht aus Unterforderung (ich bin nicht hochbegabt), sondern aus dem Gefühl "Was hat das denn mit mir zu tun?" heraus. Ich glaube nicht, dass Eltern da fundamental gegensteuern können.

Von daher kann ich deinen Sohn gut verstehen. Ich würde ihm immer klar machen, dass Schule und Lernen halt wichtig ist, damit er sieht: Papa kümmert sich, aber ohne Druck zu machen. Da gebe ich @Lia recht: Freu dich, dass dein Sohn gut in der Schule ist. Sinnvoller ist vielleicht, ihm eine Stütze beim Umgang mit seinem Autismus zu sein, denn da ist die Schule wohl weniger kompetent.


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14.03.2022 10:27
#7 RE: Lernstrategie
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Zitat von Spiegel im Beitrag #6
Sinnvoller ist vielleicht, ihm eine Stütze beim Umgang mit seinem Autismus zu sein, denn da ist die Schule wohl weniger kompetent.

Da bin ich ihm leider keine so große Hilfe, da mir, auf Grund meiner eigenen Entwicklungsstörung die soziale Kompetenz fehlt. Ich bin nicht hochbegabt, kann halt Dinge sehr gut erfassen und muß nicht so viel lernen. Bei meinem Sohn ist es anders. Er ist wesentlich klüger als ich und übt mit Klassenkameraden z.B. Small-Talk. Das kann er laut meiner Ex-Frau auch schon wesentlich besser als ich. Ich habe Fragen gestellt, weil ich mich gelangweilt habe und ich bin, im Gegensatz zu vielen anderen Autisten, ein sehr kommunikativer Mensch, auch wenn es meist Monologe sind die ich halte, wie meine Ex-Frau erst gestern es mir gegenüber äußerte. Mein Sohn ist da ähnlich. Wir versuchen ihn klar zu machen, dass das Lernen wichtig ist. Es ist bei ihm so, dass, wenn er die Energie, welche er für das Hadern mit bestimmten Lerninhalten aufbringt, in das Lernen investieren würde, wäre der Aufwand für ihn wesentlich geringer. Das ist bei mir oftmals genau so, also komplett unlogisch. Vllt. mache ich mir auch zu viel Gedanken, weil ich mich in ihm wieder erkenne und befürchte, das es letztendlich es ihm wie mir ergehen wird.

Das Leben ist zu komplex, um eine festgelegte Meinung zu haben.

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14.03.2022 10:28
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#8 RE: Lernstrategie
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Lia
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@Watzlawick
Die meisten Probleme, die Du aufzählst liegen eher in der Institution Schule begründet und sind meiner Meinung nach kein Problem deines Sohnes.
Alles was Du über deinen Sohn schreibst in Hinsicht aufs Lernverhalten trifft auch auf meinen Sohn zu.
Ich habe das ( bisher, es ist ja alles immer im Wandel) folgendermaßen gelöst:
Ich akzeptiere das stark defizitäre Schulsystem und versuche, solange die Noten meines Sohnes im akzeptablen Rahmen liegen die Schule daheim möglichst außen vor zu lassen. Statt dessen fördere ich zu Hause seine wirklichen Interessen, die in der Schule leider zu kurz kommen.
Wir lesen zusammen Bücher über seine Themen, gucken Dokus und gehen in Museen. In seiner Elektronikphase hab ich ihm das Material dafür zur Verfügung gestellt. Leider sind Museumsbesuche wegen der Maskenpflicht nur eingeschränkt machbar, was sehr schade ist, er geht gerne in Museen.
Es gibt soviel spannendes zu lernen und zu entdecken. Das wird in der Schule überhaupt nicht vermittelt.
Das versuche ich zu Hause auszugleichen.


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14.03.2022 10:35
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#9 RE: Lernstrategie
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@Watzlawick
Dein Sohn mag dir ähnlich sein.
Dennoch ist er ein anderer Mensch in einer anderen Umgebung und mit anderen Umständen als Du.
Er wird bestimmt früher oder später auf Probleme stoßen.
Das müssen aber nicht unbedingt die gleichen sein, die Du hast.

Ich möchte meinem Sohn va vermitteln, dass sein Hadern mit vielen Dingen tatsächlich auch begründet ist.
Es ist ja richtig, dass viele Lerninhalte Quatsch sind und das Schulsystem komplett veraltet.
Warum sollen die Kinder sich dem bedingungslos anpassen?
Das sehe ich nicht ein.
Klar, er muss lernen sich anzupassen, das ist natürlich wichtig.
Aber doch nicht mehr als nötig ist.

Guck doch lieber wo die Interessen deines Sohnes liegen und fördere ihn da.


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14.03.2022 10:35
#10 RE: Lernstrategie
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@Lia Das macht meine Ex-Frau auch so. Außerdem hat er einen "Lesezwang". Ins Museum bin ich auch schon öfter mit ihm gegangen. Am Besten fand er das Völkerkundemuseum in Hamburg. Das habe ich auch geliebt als Kind.

Das Leben ist zu komplex, um eine festgelegte Meinung zu haben.

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14.03.2022 10:39
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#11 RE: Lernstrategie
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Lia
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"Lesezwang"
Gibt es das?
Das hab ich bestimmt auch.


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14.03.2022 10:40
#12 RE: Lernstrategie
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Sicherlich ist das Schulsystem in Deutschland immer noch suboptimal, trotz dessen gibt es, wie schon geschrieben, Basics sein müssen. Bei berechtigtem Hadern isst meine Ex-Frau sehr nachsichtig. Es geht aber auch immer um das Thema Selbstdisziplin, die ich leider nicht so habe und bei meiner Ex-Frau sehr bewundere. Manche Dinge muß man halt einfach machen.

Das Leben ist zu komplex, um eine festgelegte Meinung zu haben.

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14.03.2022 10:42 (zuletzt bearbeitet: 14.03.2022 10:51)
#13 RE: Lernstrategie
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@Lia Er kann nicht alleine zur Schule gehen, da dass lesen von Strassenschildern, Plakaten, o.ä. ihm wichtiger ist als der Strassenverkehr.

Das Leben ist zu komplex, um eine festgelegte Meinung zu haben.

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14.03.2022 10:56
avatar  Lia
#14 RE: Lernstrategie
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Lia
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Danke für die Erklärung
Das hatte ich tatsächlich nicht als Kind. Ist aber spannend, von Menschen zu erfahren, die soviel lesen.
Liest er auch viele Bücher?


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14.03.2022 10:59
#15 RE: Lernstrategie
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Zur Zeit vor allem Star Wars. Er liest aber auch gerne Sachbücher, wie z.B. über das alte Rom oder auch den "Wilden Westen". Dinos waren auch lange Zeit ein SI von ihm.

Das Leben ist zu komplex, um eine festgelegte Meinung zu haben.

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